first of may

… um vier Uhr an der Votivkirche mit einem Freund zum Fotografieren verabredet. 

So geht’s los:

… es ist dieses entspannte Schlendern, gepaart mit einem großen Anteil uninspiriert sein … 

Dann kommt der Treffpunkt in Sicht und aus dem gemütlichen Feiertag wird …

Als ich ankomme, ist die Stimmung bereits etwas aufgeheizt.
Wie sich herausstellt, ist die Demonstration bereits voll im Gange, die Polizei trägt die Helme nicht zum Spaß. 

“Wir sollten hier verschwinden”, sage ich zu Michael … – Sekunden später hört man aus der Menge: “Polizeigewalt”, “Siamo tutti antifascisti”. Der Geruch von Pfefferspray liegt in der Luft. 

Die Lage beruhigt sich wieder … habe noch dieses Kribbeln im Bauch … etwas schade, dass die Kamera geliehen ist, sonst hätte ich mich mehr ins Geschehen wagen können… 

Ein Vermummter, beziehungsweise 2021 jemand, der seine Mitmenschen schützen möchte, läuft an uns vorbei: “Achtung, die Bullen kommen”, sagt er leise warnend.

Das Gefühl, mit einer Kamera in dieser prickelnden Stimmung zu sein und irgendwie nicht zu sehen, wo man zwischen Polizei und Demonstranten rauskommt, wenn die Fronten aufeinandertreffen, sorgt für leichtes Unbehagen.

“Jetzt so ein Helm und eine Weste, auf der ‘Presse’ steht, wäre genial”, sage ich zu Michael.

Den Einsatzkräften liegt viel daran zu zeigen, wie ernst sie es meinen.

Über den Einsatz der Hundestaffel auf Demonstrationen kann man sich streiten … 

Die bellenden Hunde wirken allerdings mit Maulkorb wenig bedrohlich, zumindest lässt das die Nähe, in der einzelne Demonstranten zu den Hunden stehen, vermuten. 

… Ohne Beißkorb dürfte sich das schlagartig ändern.

Wir verlassen den latent aggressiven Bereich der Demo …

Die Demonstrationsteilnehmer lassen sich in drei Gruppen einteilen:

… die gemütlichen, bei denen unklar ist, ob sie wegen des Wetters, der Politik oder des Spektakels da sind.

… die, die eine Demonstration als Sport sehen und den Streit mit der Polizei suchen. (Von dieser Gruppe Fotos zu machen, ist mir etwas zu heiß.)

… und die, die den eben erwähnten das Leben leichter machen, … die die Nähe zur Polizei suchen, aber deren Gewalt aus Parolen und aufsässigen Provokationen besteht.

Wenn gerade etwas mehr Ruhe auf dem Platz vor der Votivkirche ist, sieht man eine vierte Gruppe, die sich in Bewegung setzt …

Gleich in unserer Nähe unterhalten sich Polizisten über die Verletzten in ihren Reihen und zu wem der Sanitäter als erstes soll …
Im Zentrum des Platzes sieht man fünf Sanitäter um eine am Boden liegende Frau knien, zwei weitere kommen mit einer Trage angelaufen.
Ein paar Demonstranten halten ein Banner so hoch, dass Presse und Katastrophengeile nicht mitbekommen, was dort hinter dem Sichtschutz passiert.

Danke an Michael_abfalterer (instagram)

Die Demonstration neigt sich dem Ende zu, wir verlassen den Platz und schlendern in Richtung Donaukanal … 

Dort wird aus dem politisch aktiven Wien mit Bildern, von denen man weiß, dass man sie in den Nachrichten sehen wird, wieder das gemütliche Miteinanderwien.

Wir machen es uns auf einem schwimmenden Garten auf dem Donaukanal bequem und kommen ins Plaudern … über Leica, technische Feinheiten der Kameras …

Da sehe ich Whisky.

… oder sieht Whisky mich? … wie dem auch sei. Ich mache dieses Foto von Doggo und Herrchen.

… ziehe es aufs Handy, bearbeite es grob und gehe zu den beiden hin: “Hey, ich habe ein Foto von Dir und deinem Hund gemacht, magst du das haben?”

“Ja, cool, sieht mega aus, danke!” … “Ich habe auch fotografiert, bis mir meine Kamera auf einem Konzert gestohlen wurde” … 

Dann fragt einer der Freunde, mit denen Whisky und sein Mensch unterwegs waren: “Sag, kennst du den Philipp?” – “Wen?” – “Den Philipp, Ginja auf Insta. Du hast den fotografiert, oder?” 

Und tatsächlich … er war der erste, den ich für den Maskenbeitrag fotografiert habe! Das ist einer der Punkte, den ich an Wien so liebe! Am Ende kennt doch jeder jeden über drei Ecken ein bisschen.

… also kurzes Doggo-Shooting, Instagram austauschen, weitergehen … 

Unsere Tour nähert sich ihrem Ende… 

Wir genießen noch ein wenig die Graffities am Donaukanal und verabschieden uns: “Bis zum nächsten Mal!”

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