vermissen.

Hast Du schon einmal jemanden vermisst?

Damit meine ich nicht ein Wir-haben-uns-lange-nicht-gesehen-und-sollten-mal-wieder-etwas-unternehmen-Vermissen.

Ich meine ein Vermissen, zu dem du dich entschieden hast, weil du verstanden hast, dass es so sein muss, es aber einfach nicht verstehen kannst …

… ein Vermissen, das schmerzt; ein Vermissen, das du mit jedem Atemzug atmest.

Ich vermisse.

Ich vermisse mit jeder Zelle, jedem Moment meines Seins.

Jeder Moment, der mir gehört … mir gehören sollte … gehört dem Vermissen, dem Schmerz.

Ich habe Angst vor der Ruhe - sie ist wie eine Falle nach der ich mich sehne, eine Falle, in deren Umarmung ich mich sicher fühle und ein Gefühl wiederfinde, das mir vertraut ist.

… wenn ich darüber reflektiere: Ich sehne mich nach Nähe. Die Nähe, die ich mir aktuell erlaube, ist die Nähe zum Gefühl des Vermissens - manchmal - die klischeehafte, kalte Umarmung der Einsamkeit.

Wenn ich an ihn denke, an die gemeinsamen Erlebnisse … bekomme ich dieses Gefühl in der Magengrube - dieses Gefühl, Nähe zu wollen, dieses unsägliche Verlangen nach dem wir-sein - nach dem Einfach-nicht-mehr-alleine-Sein …

… das Gefühl, einfach weinen zu wollen, aus purer, verzweifelter Machtlosigkeit.

Ich will nur mit ihm zusammen sein, nur mit ihm zusammen sein! … ihn umarmen, fühlen, wie er mich umarmt … Sicherheit, Nähe, Geborgenheit, Freiheit, existieren dürfen … existieren können. Existieren können …

Vermissen …

… das Gefühl, unvollständig zu sein.

Vermisse ich ihn? Oder vermisse ich die Person, die er in mir zum Vorschein gebracht hat?

Vermisse ich mich? Vermisse. Ich. Mich.

Seit ich so gut im Vermissen geworden bin … Seit ich so gut im Vermissen geworden bin, finde ich mich nicht mehr wieder. Wo bin ich? Wer bin ich?

“Ich kann dir erzählen, was ich vor mir selbst verschweige”, singen AnnenMayKantereit.

Was ich höre: “Ich kann sein, wer ich sein will”; “Ich kann dir zeigen, wer ich bin, ohne mich für mich zu schämen”, “Ich kann so viel ich sein, dass ich es ohne dich nicht aushalte”.

… mich ohne dich nicht aushalte.

Vermissen.

… das Gefühl, frei, ich meine so wirklich FREI, atmen zu können.
Ein und aus, ein und aus, ein … aus … - den Mut haben, im Moment sein zu können, ohne denselben zu fürchten - im Moment sein können, nicht alleine. Nicht alleine! Einfach nur nicht alleine! Nicht einsam. Nicht alleine mit mir. Nicht alleine. Einfach nur nicht alleine!!! Ich will doch nur alleine sein können. Nur nicht alleine.

“Und ich bin hier und alleine - M., wo bist du?”, singt Henning May …

“Die Vögel scheißen vom Himmel und ich schau dabei zu!”

… das Gefühl, nur zu beobachten, nicht man selbst zu sein, sondern immer ein wenig in der Rolle des Beobachters des eigenen Lebens zu sein.

Vermissen.

Ich akzeptiere es. Ich weiß, es muss so sein. Aber ich will es einfach nicht.

Ich habe gelogen. Ich akzeptiere es nicht - ich nehme hin, dass es so sein muss.

“Ja, es ist leicht, leicht, leicht - weil dir so wenig reicht”

… weil es dir reicht, wenn du nicht weniger als 101% von mir bekommst. Weil du es aushältst. Mich aushältst.

Vermissen.

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just nice.

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wie alles endete.