home of melancholy

Wenn ich fotografiere, dann steckt in jedem Bild ein Teil von mir selbst: Gefühle, Ängste, Perspektiven - in jedem Bild.

Als wir aufbrachen, um gemeinsam nach Prag zu fahren, hatte ich schon die Idee, ihn in der Wanne zu fotografieren … doch in meinem Kopf war das Bild ganz anders … weniger beschwert, weniger melancholisch.

Es entstand schlussendlich nicht nur ein Bild, es entstand eine ganze Serie, die ein emotionales Gesamtbild widerspiegelt.

Die Serie vereint zwei für mich faszinierende Bereiche des Lebens:
den männlichen Körper und das Darstellen des Inneren, des Mentalen durch den Körper.

Die Bilder erzählen eine Geschichte des Konfliktes - des Ringens mit sich selbst … oder gegen sich selbst?!

… eine Geschichte von Suche, Kraft, Kampf … gegen das Ertrinken, … vom Prozess des Aufgebens und vom Aufgegebenhaben.

Sie sind faszinierend für mich.
Die Gedanken und Gefühle, die in meinem Kopf sind, wenn ich über eine solche Serie nachdenke, und die Gedanken und Gefühle bei der Durchführung und schlussendlich bei der Nachbearbeitung öffnen drei völlig unterschiedliche Welten.

Beim darüber Nachdenken im Vorfeld sind in meinem Kopf eher Farben und Komposition wichtig … natürlich, wenn man seinen Partner nackt in der Wanne fotografiert, auch immer ein paar romantische Gedanken.(Ich erwähnte schon einmal, dass ein kleiner Araki in mir schlummert, oder?)

Während der Durchführung dann nehmen Kamera, Licht und Komposition den größten Teil in meinem Kopf ein. Für ein romantisch, arakisch körperliches Interesse ist hier kein Raum mehr.

Große Aufmerksamkeit erforderte auch das Nichtinswasserfallen und das Kameranichtloslassen.

Die Bilder spielen mit Kontrasten.
Über allem steht die, wohl trügerische, wohlige Wärme, die von einem Bad ausgeht.

Sie steht im Kontrast zum kalten Blau des Wassers und zu dem dargestellten inneren Konflikt und Kampf.

Normalerweise fotografiere ich mich selbst, wenn ich versuche, Gefühle, die ich von mir kenne, in Bildern zu transportieren - hierzu ein Model zu haben, zu dem ich eine starke emotionale Bindung habe, war eine neue Erfahrung … erleichtert durch die Konzentration auf die oben genannten Faktoren beim Fotografieren selbst.

Spannend ist die Nachbearbeitung.

Hier kommen die Gedanken und Gefühle, die ich transportieren wollte, mit den Gedanken und Gefühlen zusammen, die aktuell in mir sind … und werden so zu einer Weiterentwicklung beider Prozesse der (konzeptionelleren) Fotografie.

Sentimentalität und Melancholie sind dominante Gefühle in meinem Leben.
Das mag zunächst vielleicht dramatisch und negativ klingen - ist es aber gar nicht.
Ich genieße diese Gefühle oft, bis zu dem Zeitpunkt, da es zu viele werden. Dann entstehen Frust und Wut. Und am Ende gibt er auf… der blöde Kopf, und es entsteht irgendeine Idee oder ich gehe raus - natürlich mit der Kamera.

Perfekt ist es, wenn eine Idee entsteht und die Gelegenheit zur Umsetzung rasch folgt.

“Art, for me, comes from darkness” - Matt Barnes

… so, genug übers Drumherum - zum Inhalt:

Wie der Titel vermuten lässt, ist das übergeordnete Gefühl Melancholie.

Sie drückt sich aus im mit sich alleine sein, auf sich zurückgeworfen werden des ersten Fotos … weiterhin über den Kampf gegen die eigenen Gedanken, gegen das Ertrinken in den eigenen Gefühlen, Ängsten und inneren Dramen

… bis hin, ja bis hin zum Aufgeben, dem Nachgeben, dem “Let it be” (The Beatles).

Dieses Lied jetzt im Ohr zu haben, gibt der ganzen Serie ein neues Bild! … lässt sie fast in einem optimistischen Licht stehen.

… und es fasziniert sich, das dargestellte innere Leid vor Augen zu führen und im Ohr zu haben: “Yeah, there will be an answer - Let it be!”

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